ELKENROTH. "Die Musik kommt" - unter diesem Titel spielten am Samstagabend beim 19. Gemeinschaftskonzert der Musikverein "Harmonie" Elkenroth, der Musikverein Steinebach und die Bindweider Bergkapelle Malberg ihren Gästen den Frühling ins Herz.
"Qualität und Vielseitigkeit" - auch so hätte das Motto lauten können. Denn es wurde beachtliche Leistung geboten und ein breiter Bogen von Klassik bis Moderne gespannt. Und bewiesen, dass Blasmusik schon lange nicht mehr (nur) Dicke-Backen-Musik ist. Ein Grund, warum auch die Jugend verstärkt ihre Liebe für dieses Genre entdeckt?
Die heimischen Orchester jedenfalls haben keine Nachwuchssorgen, und dass hier hervorragende Jugendarbeit geleistet wird, zeigten nachdrücklich die jungen Solisten.
Nach einer musikalischen "Kurzvorstellung" der einzelnen Orchester wurde das Publikum - die vielen Ortsbürgermeister darunter begrüßte Günter Hüsch als gewiefter Moderator gleich "en block" - gemeinsam mit der Hymne des Landesmusikverbandes Rheinland-Pfalz, "Viva la Musica", begrüßt.
Heiter und beschwingt führte der MV "Harmonie" Elkenroth unter Leitung von Karl-Otto Schultze mit dem Eröffnungsmarsch aus Straußens Zigeunerbaron in das dreistündige Programm, wagte mit "Conquest of Paradise" den gewaltigen Sprung ins Heute, um mit "Des großen Kurfürsten Reitermarsch" zurück ins 18. Jahrhundert zu sprinten.
"Voyeuristisches" Vergnügen bereitete Terry Kennys "Peep Show", die kess, schelmisch und mit einem Schuss Sarkasmus daherkam. Eine Glanzleistung bot das Orchester mit "Mountain Panorama", der rasant simulierten Fahrt eines Hochgebirgsexpress durch die Alpen nebst atemberaubender "Vollbremsung": Hier konnten sich gleichsam die einzelnen Register - vom strahlend hellen Blech über beschauliche Querflöten-/Saxophon-Passagen bis hin zu locker gestreuten Percussion-Akzenten - ins rechte Licht rücken wie das Gesamtorchester seine volle Klangfarbe entfalten. Das war einen Extra-Applaus wert, den sich auch Benno Mockenhaupt verdiente, der bei Schützenjägers "Glory Halleluja" 'mal die Posaune beiseitelegte und als Sänger agierte.
Französisch flott präsentierte sich der Musikverein Steinebach unter Stabführung von Michael Weib mit dem "Musketier-Marsch". Bei den "Wandergesellen", Polka für zwei Tenorhörner, konnten Dominique Wiederstein und Martin Schäfer als Solisten glänzen. Von der Dynamik, nomen est omen, will die "First Dynamic Suite" leben, und auch ihr wurden die Musiker mit sauberer Arbeit und viel Effet voll und ganz gerecht.
Mit dem "Hüttenzauber", Solo für zwei Klarinetten, wussten Angela Edl und Carolin Strauch zu verzaubern. Nicht nur Rhythmus und Harmonie, auch Sensibilität ist bei der Musik-Ballade "Free World Fantasy", die vom Befreiungstag der Stadt Kroningen erzählt, gefragt - die Musiker hatten allzeit die richtige Antwort darauf.
Ein Bravour-Stück lieferten die Steinebacher mit dem (wahn)witzigen "Instant Concert": In drei Minuten servierten sie 33 Titel - das verlangt Fingerfertigkeit und langen Atem!
Schmissig setzte sich die Bindweider Bergkapelle Malberg, die in diesem Jahr ihr 120jähriges Bestehen feiert (17. bis 20. Mai), unter "Regie" von Herbert Weller mit dem Marsch "Jubelklänge" in Szene. Auch sie nennt ausgezeichnete Solisten ihr eigen, wie Jürgen Seibert bei Stamitz Klarinettenkonzert Nr.3 (1. Satz) bewies: Weich und klar, exakt, gefühlvoll und dazu noch "blind" meisterte er seine Aufgabe und "Bravo" urteilte das begeisterte Publikum.
Lob gebührte auch Martin Krieger und Uwe Kohlhas, die mit dem "Tenoristenflirt", Konzertpolka für zwei Tenorhörner, um die Zuhörer-Gunst "geworben" hatten. So recht "schmecken" wollte auch das Potpourri "Überall blühen Rosen" mit unvergessenen Piaf/Bécaud-Melodien, und nachdem die Orchester das Konzert - der Erlös ist traditionell sozialen Zwecken bestimmt - gemeinsam mit Westerwald-Lied und fast schon obligatorischem "Alte Kameraden" beschlossen, stand fest: Jene, die den Fußball-Schlager Bayern-Dortmund vorgezogen und für die wenigen freien Plätze in der Turnhalle gesorgt hatten, haben etwas verpasst!
Rhein-Zeitung vom 01.04.1996, EST