Marienstatt. Seit 1888 begleitet die Bindweider Bergkapelle die traditionelle Wallfahrt nach Marienstatt. Ihr ist es vorbehalten, die Ordensbrüder, Priester und hohen geistlichen Ehrengäste von der Klosterkirche zum Altar im Abteihof zu führen und schließlich das Pontifikalamt musikalisch zu begleiten.
Für Reinhard Nolden war der gestrige Wallfahrtstag ein ganz besonderer. Der Tenorhornspieler feierte nämlich ein seltenes Jubiläum: Vor 50 Jahren nahm er das erste Mal in den Reihen der Bindweider Bergkapelle an der Wallfahrt nach Marienstatt teil. Seitdem hat er keine Wallfahrt ausgelassen. Weihbischof Dr. Stephan Ackermann würdigte diese Leistung zu Beginn des Pontifikalamtes und dankte den Musikern für ihre Unterstützung.
Mit 18 Jahren ging Reinhard Nolden (Malberg) erstmals auf Wallfahrt. Das war 1958. Damals hieß der Dirigent der Bindweider Bergkapelle noch Herbert Weller. Traditionsgemäß begleitet die älteste Bergkapelle im Kreis die Rosenheimer Pfarrgemeinde und deren Pilger auf ihrem Weg nach Marienstatt. 26 Jahre war Reinhard Nolden 1. Vorsitzender der Bindweider Musiker, seit 1965 ist er ununterbrochen im Vorstand. Zu seinem Jubiläum gratulierten ihm seine Musikerkollegen und natürlich auch Sven Hellinghausen, der heute das Orchester führt.
»Es hat sich in all den Jahren kaum etwas verändert«, blickt Nolden zurück. »Wettermäßig haben wir alles durchgemacht in all den Jahren, aber abgehalten hat uns deswegen noch nichts«, so Nolden.
Der Tenorhorn-Spieler hat viele Bischöfe schon in Marienstatt erlebt, Spital, Marx, Schwarz, »und nach der Wende kam sogar mal einer aus Dresden«, erinnert sich der Malberger.
Von Malberg aus hat sich der Jubilar gestern in den frühen Morgenstunden mit seinen Kameraden auf den Weg gemacht. Heiß war es, und so waren nicht nur viele Musiker, die schwere Instrumente zu tragen hatten, bei ihrer Ankunft durchgeschwitzt. Das Interesse an der Wallfahrt ist ungebrochen, stellte auch Bischof Dr. Stephan Ackermann fest und freute sich, dass wieder so viele Pilger von der Trier’schen Insel den Weg nach Marienstatt auf sich genommen hatten. Der Pilgerstrom setzte kurz nach 8 Uhr ein. Viele Gläubige waren bereits seit 5 Uhr auf den Beinen.
In seiner Predigt forderte Ackermann die Gläubigen auf, sich stets bewusst zu machen, woran sie glauben und dies nicht zu vergessen. »Deshalb gibt es Feiertage wie Fronleichnam und Christi Himmelfahrt. Seien sie sich dessen stets bewusst«, so der Trierer Geistliche. Er dankte Abt Andreas Range und seinen Mitbrüdern für die hervorragende Organisation und die Gastfreundschaft während der Wallfahrt.
Nach dem Pontifikalamt ließen viele Eltern ihre Kinder von Bischof Ackermann segnen. Bis zur Pilgerandacht und der anschließenden Vesper verbrachten die Wallfahrer auf dem Gelände des Klosters einen ruhigen Nachmittag mit netten Begegnungen. Denn so wie Herdorfs ehemaliger Pastor Heinz Christ nutzten viele die Gelegenheit, alte Bekannte einmal wieder zutreffen.
Siegener-Zeitung vom 30.05.2008, ruth