Knappenverein

Der Knappenverein

Die Gründungsphase des Vereins lag ohnehin in einer Ära des Neubeginns. Nur vier Jahre vor der Vereinsgründung gab es 1872 auf der Herkules-Sohle ein schmerzliches Grubenunglück mit 14 Todesopfern. Die namhafte Gewerkschaft Krupp aus Essen übernahm 1872 die legendären Grubenfelder und baute sie in den Folgejahren unter der vereinigten Bezeichnung „Bindweide“ zu einem maschinellen Tiefbaubetrieb mit Revier übergreifender Bedeutung aus. Angesichts des gefahrvollen Schürfens nach Bodenschätzen und der Alltagssorgen der Hauer und Steiger im Banne von Erz und Eisen ist es erstaunlich - aber auch erklärbar - dass den Knappen von einst immer noch Zeit für Poesie, Kunst und andere kreative Dinge blieb.
Zentrales Vorbild war der erste Bindweider Betriebsführer unter kruppscher Leitung, der ausgerechnet im Schicksalsjahr 1872 nach Steinebach kam: Obersteiger Anton Kirschbaum (Jahrgang 1832), der damals auch Motor zur Vereinsgründung war, ging später als Förderer bergmännischer Kultur und sogar als Komponist in die Heimatgeschichte ein. Er hinterließ „Meine Lebensbeschreibung“, in der es wörtlich heißt: „Hier gründete ich einen Knappenverein und in diesem Verein eine Bergkapelle sowie einen Knappen-Sängerchor.“
Der Knappenverein, dem Bergleute aus dem gesamten Amtsbereich Gebhardshain angehörten, hatte die oberste Funktion, die Mitglieder und deren Familien in Notfällen zu unterstützen. Zudem bestand die Aufgabe, Tugend und Bildung der Knappen sowie die Pflege von Musik und Gesang zu fördern. Sogar eine Bibliothek stand zur Verfügung.

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