MARIENSTATT. Nach fast 100 Jahren "Abstinenz" lebt die Tradition des Bierbrauens in der Abtei Marienstatt wieder auf. Das Marienstatter Klosterbräu ist ein untergäriges, naturtrübes Bier von höchstmöglicher Naturbelassenheit, ein Getränk der Spitzenklasse hinsichtlich Geschmack, Genuss und ernährungsphysiologischer Wertigkeit.
Dichtgedrängt saßen und standen die Ehrengäste, Ausflügler, Wanderer und Familien rund um den neu angelegten Biergarten, der in nur kurzer Zeit umgebauten ehemaligen Klostergaststätte.
Pünktlich zur großen Feier schickte auch die Sonne ihre Strahlen hinunter auf die Eröffnungszeremonie mit Fassanstich, zünftigem Essen und Musik der Bindweider Bergkapelle, die kostenfrei, aber gegen Bier als Entgelt, aufspielten.
Abt Thomas begrüßte die Gäste an diesem Tag der "großen Freude und Hoffnung". Grund zur Freude in zweifacher Hinsicht - die Osterweiterung Europas und Einweihung des Brauhauses in Marienstatt. Speziellen Dank richtete er an diverse Vertreter aus Wirtschaft und Politik, den Architekten Ingo Schneider (selbst einmal Schüler von Marienstatt), das Mitarbeiterteam, Handwerker und Fachkräfte und nicht zuletzt an seine Mitbrüder im Brauhausteam.
"Pater Dominikus, Frater Bernhard und Pater Martin haben oft bis in die Nacht, ja bis zur Erschöpfung gearbeitet", erklärte der Abt und rief ihnen ein herzliches "Gott vergelt's" zu. In einem kurzen Abriss ließ er die Tradition des Bierbrauens in Marienstatt Revue passieren.
Bier war schon immer Nahrungs- und nicht (nur) Genussmittel. Gerade in der Fastenzeit benötigten die körperlich schwer arbeitenden Mönche Starkbier zur Erhaltung ihrer Kräfte. Und wie heißt es so schön: "Das Getränk bricht das Fasten nicht" und selbst ein Stück Brot zum Bier war gestattet, damit "der Trank dem Trinken nicht schadet".
Am 14. Mai 1899 konnte der damalige Abt Konrad in seinem Tagebuch vermerken, dass im ehemaligen Pilgerhaus das erste Marienstatter Klosterbräu ausgeschenkt wurde. Im Jahre 1908 erhielt der Aufbau einer Schule und Bibliothek Vorzug vor der Brauerei, die somit ihre Pforten schließen musste. "Nach 100 Jahren wird noch einmal das gleiche Experiment gewagt, allerdings unter günstigeren Vorzeichen. Das Brauhausteam hat sich einiges einfallen lassen, damit sich alle wohlfühlen, schloss Abt Thomas seine Begrüßung und gab - nach der Segnung der Gasträume - das Mikrofon frei für die Grußworte.
"Das hat uns gerade noch gefehlt", scherzte VG-Bürgermeister Peter Klöckner mit einem Augenzwinkern Richtung neues Brauhaus und brachte seine Anerkennung für die starke Gemeinschaft der Mönche zum Ausdruck. Brauerei-Chef Heiner Schneider wünschte seinen "Brauerkollegen" alles Gute; er hoffe auf ein harmonisches Neben- und Miteinander und bot erneut Rat und Tat an, mit der er schon während der Umbauphase den Mönchen unterstützend zur Seite stand.
Und dann ging es los: Der Abt legte eine bordeauxrote Schürze an, krempelte seine Hemdsärmel hoch und mit einem wuchtigen Schlag hatte er den Zapfhahn im Fass platziert. Weil alles so gut geklappt hatte, zapfte er gleich noch die ersten Biere.
Nach dem offiziellen Teil hatten die Besucher Gelegenheit die neuen Räume in rustikaler, historisierender, gemütlicher Stimmung mit alten Klostermöbeln zu erkunden und sich das Bier und die Speisen munden zu lassen.
RZ Altenkirchen vom 3. Mai 2004, Doris Kohlhas