MALBERG. Mit einem frohen "Glückauf" und einer Vielzahl von Gästen feierte die Bindweider Bergkapelle am Wochenende ihr 130-jähriges Wiegenfest. Dankgottesdienst, Konzertabend mit zahlreichen Ehrungen sowie eine große Marschparade mit 500 Musikanten standen auf dem Programm.
"Ein Haus voll Glorie schauet" lautete am Samstag der Eingangstitel zum 130-jährigen Stiftungsfest der Bindweider Bergkapelle (BBK). Pastor Rudolf Reuschenbach zeigte sich erfreut, dass das traditionsreiche Blasorchester seine Geburtstagsfeier ganz bewusst im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in der Dorfkirche begann. Dort brachte die Bergkapelle unter der Leitung von Sven Hellinghausen die Haydn-Messe zu Gehör. Pastor Reuschenbach ging auf die wichtige Rolle der "Lebensmusik" ein und gab zu bedenken, dass Melodie, Grundtöne, Klangfarben sowie besonders Takt und Harmonie nützliche Faktoren für ein friedvolles Zusammenleben sind.
Nach einem Prozessionsmarsch durch Malberg begrüßte BBK-Vorsitzender Jan Thiel im Festzelt zahlreiche Vereine, Akteure und Gäste. Mit dabei auch Alt-Kapellmeister Herbert Weller, Ehrenvorsitzender Reinhard Nolden sowie der Landtagsabgeordnete Thorsten Wehner. Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing, die unterhaltsam durch das Konzertprogramm führte und den großen Gemeinschaftsgedanken des Vereins würdigte, fand sogar eine Parallele zu ihrem Amt als Drogenbeauftragte: Auch die Musik sei eine Art Droge - freilich eine, die es nicht zu bekämpfen, sondern zu fördern gelte.
Dass sich in 130 Jahren auf dem steilen Weg von der "Hommelsberger Musik" bis hin zu einem bekannten Kulturträger recht viel verändert hat, stellte der Vorsitzende Thiel klar: "Es ist was Wunderbares, das Gesamtwerk der Gemeinschaft zu erfahren und so in einem guten Stück Heimat einen Gegenpol zum anonymen Konsumieren zu bilden."
Malbergs Ortsbürgermeister Albert Hüsch dankte der BBK für die seit Generationen praktizierte Mitgestaltung im dörflichen Leben.
"Auch ich bin begeistert", gestand Bürgermeister und Schirmherr Konrad Schwan offen ein, der zudem Vorsitzender des Fördervereins "Grube Bindweide" ist. Genau dort lagen nämlich 1876 die Wurzeln des heute ältesten Vereins der Verbandsgemeinde. Angesichts der regen Jugendarbeit im Orchester war Schwan zuversichtlich, dass die "Faszination Musik" über richtig gestellte Weichen künftig noch weiter nach vorne gebracht werden kann. Schwan durfte sich übrigens über das erste hochprozentige "Dankeschön" des Vorstands freuen - ein extra zum Fest aufgelegter "Bindweider-Jubiläums-Wacholder".
Nun ließ es sich die Jugendkapelle mit Dirigent Michael Christian nicht nehmen, ihr Können unter Beweis zu stellen. Für die musikalische Schiffsreise ernteten die Junioren mächtig Beifall.
Markus Keggenhoff, Vorsitzender des Kreismusikverbandes, und Hubert Latsch vom Landesmusikverband ehrten anschließend 21 langjährige BBK-Musiker. Mit der Jugendehrennadel wurde Laura Beckers ausgezeichnet. Für zehnjähriges Musizieren gab es "Bronze" für Isabelle Dietershagen, Andreas Hombach, Peter Hombach und Volker Seibert. Bereits seit 20 Jahren sind dabei: Torsten Hanzen, Thomas Achberger, Daniel Nauroth, Peter Wisser, Jürgen Seibert, Alexandra Seibert, Bernhard Vogel und Rudolf Seibert. Im BBK-Orchester seit 30 Jahren aktiv sind: Marko Zeuner, Brigitte Kohlhas, Uwe Kohlhas, Detlef Nink und Heike Fischer.
Überaus selten ist die Vergabe von zwei "goldenen" Ehrenzeichen und -briefen. Elmar Nauroth begann mit dem Lebenshobby "BBK-Musik" vor 40 und Konrad Weller sogar vor 60 Jahren.
Die höchste Auszeichnung des Abends ging schließlich an Alois Christian, der 1950 in die BBK eintrat und seitdem - neben Musizieren und Jugendausbildung - vielerlei Ehrenämter ausgeführt hat.
Im Reigen der vielen Gratulanten und Ständchen mischte auch die Karnevalsgesellschaft Malberg kräftig mit, und das genau 52 Tage vor der neuen Session. Mit flotten Tänzen und kessen Sprüchen brachten die Junioren von "Rot-Weiß" eine gute Portion Farbe und Kontrast auf die ansonsten eher schwarz-goldene "Glückauf-Bühne", die zum Schluss, beim gekonnt vorgetragenen Zapfenstreich, im Rampenlicht stand. Ein Team des Besucherbergwerks "Grube Bindweide" mit zünftigem Karbidgeleucht und die Feuerwehr mit hellen Fackeln begleiteten das musikalische Finale.
500 Musiker und mindestens ebenso viele Zuschauer verfolgten am Sonntag die große Parade anlässlich des 130. Geburtstags der Bindweider Bergkapelle auf dem Sportplatz in Malberg. Bei dem für die Region einzigartigen Erlebnis, an dem sich rund 20 Vereine beteiligten, war als Höhepunkt auch ein Schalmeien-Orchester aus Hessen vertreten.
RZ Betzdorf vom 2. Oktober 2006, Joachim Weger