Mit einem Konzert verabschiedete sich die Bindweider Bergkapelle 1876 am Sonntag in der Mehrzweckhalle in Malberg offiziell von ihrem langjährigen Dirigenten Herbert Weller, der dem Orchester 56 Jahre als Dirigent vorstand. Unter dem Dirigat von Sven Hellinghausen, der bereits Anfang des Jahres die musikalische Leitung der traditionsreichen Kapelle übernommen hatte, boten die Musiker in dem restlos gefüllten Saal ein abwechslungsreiches Programm, bei dem die neue Handschrift Hellinghausens sicherlich schon zu spüren war.
Der 1. Vorsitzende der Bergkapelle, Jan Thiel, freute sich, die Hauptperson des Nachmittags, Herbert Weller, inmitten seiner Familie und einiger Ehrengästen begrüßen zu dürfen, die ebenfalls im Lauf des Konzerts das Wort an den scheidenden Dirigenten richteten und seine Verdienste um die Blasmusik in der Region mit Worten und Präsenten würdigten. Das musikalische Können von Herbert Weller hätte Thiel wohl nicht besser umschreiben können als mit den Worten »Du hast uns mit viel Geduld die Schönheit der leisen Töne beigebracht«.
Moderator Uwe Fischer führte souveräner Weise durch das Konzertprogramm, sondern gab auch immer wieder Anekdoten zum Schmunzeln aus dem Musikerleben Wellers zum Besten. So erinnerte er sich gut daran, wie Herbert Weller bei einem Musikfest in Herdorf mitten in einer Gruppe italienischer Gastmusiker an der Theke stand und mit ihnen angeregte Konversation führte. Dabei sei laut Fischer jedem bekannt, dass Weller nur zwei Sprachen spreche: »Deutsch und Platt«.
Auch musikalisch ging es beim Konzert international zu, denn neben bekannten deutschen Marsch- und Operettenklängen, spielte das Orchester auch Werke aus der Welt des amerikanischen Films und machte einen Ausflug in die Welt des französischen Chansons. Zweifellos ein musikalischer Höhepunkt des Konzertes war der erste Satz aus dem Klarinettenkonzert Nr. 3 von Stamitz, bei dem Michael Christian als Solist eine brillante Leistung zeigte. Auch für das Orchester war dieses Stück eine echte Herausforderung, die es mit großem Können und viel Ausdruckskraft meisterte.
In die Welt der Musicals entführte das Orchester das Publikum mit dem berühmten »Don't cry for me Argentina« aus dem Webber-Klassiker Evita. Marko Zeuner spielte hier sehr gefühlvoll das Trompetensolo.
Zweifellos auch für Herbert Weller wörtlich zu nehmen ist der Text des Megahits »Music« von John Miles (»Music was my first love«), den die Bergkapelle sehr kraftvoll zu Gehör brachte. Viel zu tun hatten alle Register am Ende noch einmal bei dem gelungenen Arrangement »Verdi«, einer Zusammenstellung der schönsten Melodien aus seinen Werken. Hoch konzentriert und technisch einwandfrei spielten die Musiker dieses ergreifende Stück und beweisen angesichts der Qualität der Darbietung einmal mehr, dass sie mit Sven Hellinghausen einen würdigen Nachfolger für Herbert Weller gefunden haben.
Eine Premiere feierte an diesem Nachmittag das neu formierte Jugendorchester. Unter der Leitung von Michael Christian musizierten die 14 Kinder und Jugendlichen im Alter von acht bis 15 Jahren auf einem beachtlichen Niveau und ernteten den verdienten Applaus des Publikums.
Im Rahmen des Konzertes wurde mit Reinhard Nolden ein weiteres Urgestein der Bindweider Bergkapelle geehrt. Der langjährige 1. Vorsitzende, über 20 Jahre hat er dieses Amt bekleidet, wurde für sein Engagement zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Siegener-Zeitung vom 08.06.2005, suk